11.11.2024
Die diesjährige Vertreterversammlung der IK-Bau NRW stand ganz im Zeichen der Herausforderungen, denen sich Ingenieurinnen und Ingenieure in unsicheren Zeiten stellen müssen. Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der IK-Bau NRW, forderte in seinem Bericht die Mitglieder dazu auf, Haltung zu zeigen und sich pragmatische Ziele zu setzen. Er skizzierte eine gesellschaftliche Lage, die geprägt sei von existenzieller Unsicherheit und in der zu viele den Glauben an den Fortschritt verloren hätten. Gerade in diesem Kontext sollten die Ingenieurinnen und Ingenieure aus dem Schatten treten und ihre Positionen selbstbewusst vortragen, erklärte Bökamp. Ingenieurinnen und Ingenieure hätten in diesen wichtigen gesellschaftlichen Debatten sehr viel beizutragen – sie müssten jedoch ihre Stimmen deutlich hörbar machen.
Gemeinsame Perspektiven für den Holzbau
MDgt'in Diane Jägers, Abteilungsleiterin im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, hob in ihrem Grußwort die sehr konstruktive Zusammenarbeit mit der IK-Bau NRW hervor und gab den Anwesenden einen Überblick über bereits erreichte Wegmarken sowie zukünftige Ziele des Ministeriums. Besonders unterstrich sie die Fortschritte der neuen Muster-Holzbau-Richtlinie (MHolzBauRL). Durch einen gezielten Erlass des Ministeriums sei es gelungen, dass für bestimmte Anwendungsfälle des Holzbaus keine Bauartgenehmigung erforderlich sei, sofern die in der MHolzBauRL festgelegten Kriterien berücksichtigt werden. So habe man eine elegante Übergangslösung gefunden.
Fluthilfe: Innovatives Veranstaltungsformat als Erfolg
Auf großes Interesse des Auditoriums stieß auch der Bericht zur Fluthilfeveranstaltung der Kammer von Hauptgeschäftsführer Christoph Spieker. Ziel des Symposiums am 10. September im Medio.Rhein.Erft in Bergheim war es, die Perspektiven und Erfahrungen der Fluthelfer umfassend zu dokumentieren und zugänglich zu machen. Ein innovatives Veranstaltungsformat habe dabei klassische Vorträge und Podiumsdiskussionen durch strukturierte Dialogrunden mit KI-Unterstützung ersetzt. Moderiert von Rolf Schneidereit, diskutierten die Teilnehmer in Kleingruppen ihre Erlebnisse; die gesammelten Beiträge wurden KI-gestützt ausgewertet. Mit 1.200 persönlichen Beiträgen fügte die KI eine erste Zusammenfassung in ein 27-seitiges Abschlussdokument, das allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur weiteren Kommentierung bereitgestellt wurde. Dank der Kooperation mit der Ingenieurkammer Sachsen, die ihre eigenen Fluterfahrungen einbrachte, wurde klar, dass innovative und länderübergreifende Ansätze nötig sind, um den zunehmenden Hochwasserrisiken gerecht zu werden.
Gleichstellung: Aufruf zur Ursachenforschung
Zum Abschluss der VVS richtete Vorstandsmitglied Sarah Kosmann einen Appell an alle Anwesenden, sich für die Gleichstellung im Bauingenieurwesen starkzumachen. Sie verwies auf die Tatsache, dass beim Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler, Junior.ING, der Frauenanteil zwar bei 50 Prozent liege, jedoch nur 30 Prozent der Studierenden und lediglich 7 Prozent der Führungspositionen in Ingenieurbüros weiblich besetzt seien. Kosmann lud alle Interessierten dazu ein, mit ihr gemeinsam zu untersuchen, welche strukturellen Ursachen hinter diesen Zahlen stehen. Ihre Initiative stärkt das Engagement der Kammer, sich für eine chancengerechte Zukunft des Berufsstands einzusetzen.
Die Vertreterversammlung: Ein Ort für Richtungsentscheidungen
Die VVS ist das oberste Organ der IK-Bau NRW, quasi das Parlament der kammerorganisierten Ingenieurinnen und Ingenieure in Nordrhein-Westfalen. Die VVS wird alle fünf Jahre von den Mitgliedern der IK-Bau NRW in allgemeiner, gleicher, geheimer und direkter Wahl gewählt. Die Vertreterversammlung wählt den Vorstand und die Ausschüsse. Sie beschließt die Kammersatzungen und den Wirtschaftsplan und trifft die Leitentscheidungen für den Berufsstand in NRW.