30.08.2022

CHALLENGING – „Herausforderung Gleichstellung“

CHALLENGING – „Herausforderung Gleichstellung“

ChallengING heißt die neue (Online-)Veranstaltungsreihe der IK-Bau NRW. Die Reihe fragt nach den Herausforderungen, denen sich Ingenieurinnen und Ingenieure heute vor allem im gesellschaftlichen Kontext stellen. Dabei stehen die Fragen besonders im Fokus, die mittel- und unmittelbar Auswirkungen auf die Arbeitswirklichkeit des Berufsstandes besitzen.




In den ersten beiden Veranstaltungen Reihe ging es am 20. Mai um die Gleichstellung im Bauwesen und am 8. Juni um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Kommunikation in der Arbeitswelt. Die IK-Bau NRW bringt mit diesem Format Generationen und Geschlechter ins Gespräch und sucht gemeinsam mit allen Beteiligten Zukunftswege für das Ingenieurwesen. Am 20. Mai startete die IK-Bau NRW mit dem Thema „Herausforderung Gleichstellung“ in die neue Reihe ChallengING. Moderiert von Insa Backe/WDR sprachen Dipl.-Ing. Jörg Friemel (Mitglied des Vorstandes der Ingenieurkammer-Bau NRW), Sarah Kosmann, (M.Sc., Gründerin von Kosmann Ingenieure und Mitbegründerin des Netzwerks „Frau liebt Bau“) und Dipl.-Ing. Friederike Schweer, Geschäftsführende Gesellschafterin Beratungsgesellschaft für kommunale Infrastruktur mbH über die Gleichstellung im Bauingenieurwesen. Für das Publikum an den Bildschirmen wurden die Diskutanten in einem professionellen Setting vom Team des Düsseldorf Videodienstleisters Filmschere mit drei Kameras ins richtige Bild gesetzt. Ausgangspunkt der Diskussion war die Tatsache, dass die Zahl der Frauen bei den Studierenden und auch bei den sozialversicherungspflichtig angestellten Bauingenieurinnen und Bauingenieuren stagniert, die Quote liegt jeweils bei etwa 30 Prozent. Insbesondere Frauen in verantwortlicher Position und mit Projektverantwortung gibt es im Bauingenieurwesen zu wenige.

Jörg Friemel beschrieb zunächst noch einmal die Ausgangslage: In der Kammer sei die vergebliche Suche nach einer Ingenieurin mit Projektverantwortung für die Neuauflage der Kampagne „Kein Ding ohne ING.“ eine Initialzündung gewesen. Es sei wichtig, viel mehr Frauen für den Beruf zu begeistern und dann künftig auch in Projektverantwortung zu sehen. Sarah Kosmann findet es schade, dass sich nicht noch mehr Bauingenieurinnen nach vorn und in die Öffentlichkeit wagten und sich für die Gleichstellung im Berufsfeld einsetzen. Für sie sei spätestens die Geburt ihrer beiden Töchter der Moment gewesen, sich dafür einzusetzen, dass in der nächsten Generation die Gleichstellung selbstverständlich und jeder Lebensentwurf möglich sei. Kosmann, die im Jahre 2018 ihr Unternehmen gegründet hat und inzwischen 7 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, ist dabei unausgesprochen jenes Rollenvorbild als Unternehmerin, das sie selbst noch vermisst hat. Als sie ihr Unternehmen gründete, kannte sie keine andere selbstständige Ingenieurin, die sie um Rat hätte fragen können. So half sie sich gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen im Netzwerk „Frau liebt Bau“, die in unterschiedlichen Professionen alle zu einer ähnlichen Zeit im Baubereich in die Selbstständigkeit gestartet sind. Auch für Friederike Schweer sind die Vorbereitung auf die Selbstständigkeit und vor allem die Softskills, die es in dieser Position brauche, Leerstellen, die es zu füllen gelte. Insgesamt sehe sie aber in den letzten 15 Jahren deutliche Fortschritte auf dem Weg zu mehr Gleichstellung. Heute sei es selbstverständlich, dass Termine auch einmal aus privaten Gründen verschoben werden und die Flexibilisierung der Arbeitszeit ermögliche es sowohl den Müttern als auch den Vätern, Familie und Beruf zu verbinden. Frei einteilbare Arbeitszeit und Kommunikation sind auch für Jörg Friemel der Schlüssel. Auch er habe in der Elternzeit drei Nachmittage für die Familienarbeit freigenommen und durch seine offene Kommunikation hätten seine Auftraggeber dies auch schnell akzeptiert und verinnerlicht. Heute sei es für ihn selbstverständlich, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter mit Familie seine Arbeitszeit im Rahmen seiner Projektverantwortung frei einteilen könne. Auch Sarah Kosmann praktiziert dies so in ihrem jungen Unternehmen, in dem fast alle Mütter oder Väter seien und durch flexible Arbeitszeiten Beruf und Familie verbinden. Friederike Schweer wünscht sich, dass mehr Frauen sich die Selbstständigkeit zutrauen und diese Verantwortung auch übernehmen. Dafür sei es aber notwendig, dass die Gesellschaft die Rolle der Unternehmerin wertschätze. Als Friederike Schweer gegründet habe, sei dies für Familie und Umfeld noch erklärungsbedürftig gewesen, hätte sie sich für ein Leben als Hausfrau und Mutter entschieden, hätte dies kaum Fragen hervorgerufen.