Auf dieser Seite sind zusammengefasst alle Informationen zu finden, die Studierende des Bauingenieurwesens oder vergleichbaren Studiengängen über die Mitgliedschaft bei der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen wissen müssen.
„Die Berufsbezeichnung ,,Ingenieur/Ingenieurin“ allein oder in einer Wortverbindung darf führen, wer das Studium einer technischen oder naturwissenschaftlichen Fachrichtung an einer deutschen Hochschule mit der Dauer von mindestens drei Studienjahren mit Erfolg abgeschlossen hat.“ (§ 1 Absatz 1 IngG für das Land NRW).
Da es sich bei dem Ingenieurgesetz (IngG) um ein Gesetz des Landes NRW handelt, kann an dieser Stelle auch nur die Rechtslage in unserem Bundesland dargestellt werden.
Der Anspruch ergibt sich unmittelbar aus dem Gesetz; d.h. es gibt für Abschlüsse, die in Deutschland erlangt worden sind, keine zuständige Stelle in NRW, die die Bezeichnung „Ingenieur/Ingenieurin“ bestätigen könnte. Auch eine Hochschule darf dies dem Gesetz nach nicht. Einen Ausnahmefall stellt die Mitgliedschaft in der IK-Bau NRW dar.
Die Kammer nimmt nur Personen auf, die Ingenieurin bzw. Ingenieur sind.
Sie darf eine für die Berufsausübung notwendige Bescheinigung erteilen (siehe § 2 Absatz 1 Nummer 2 BauKaG).
Unmittelbar nach einem Bachelorstudium kann man Mitglied der IK-Bau NRW werden; es gibt also keine „Wartezeit“. Bei der Aufnahme eines Kammermitglieds prüft die Kammer, ob es sich um ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium gehandelt hat.
Das heißt konkret, dass ein dreijähriges Bachelor-Studium mit 180 ECTS mindestens 91 ECTS in technischen oder naturwissenschaftlichen Studienmodulen (MINT) aufweisen muss. Wird dies im Bachelor-Studium nicht erreicht, kann dies in einem Master-Studium ergänzt werden, sofern auch dieses Studium ein technisches oder naturwissenschaftliches war.
Die IK-Bau NRW erteilt verschiedene Berufsberechtigungen, die es vor allem im Baubereich gibt, beispielsweise
Bei der Bauvorlageberechtigung geht es um eine Qualifikation, mit der das Recht verbunden ist, Gebäude selbst zu planen, die Planungen anderer zu koordinieren und die notwendigen Unterlagen zu erstellen und bei einer Genehmigungsbehörde einzureichen.
Für die Bauvorlageberechtigung sowie die Tätigkeiten als qTWP oder saSV für den Fachbereich Standsicherheit wird konkret ein Studium des Bauingenieurwesens gefordert. Davon abweichend lassen die weiteren Berufsberechtigungen Studiengänge mit flexibleren Inhalten zu. In jedem fall erfolgt eine auf den jeweiligen Fall bezogene Einzelprüfung.
Bei den Qualifikationen der saSV im Fachbereich Brandschutz, Erd- und Grundbau sowie Standsicherheit (Prüfsachverständige) oder auch die der öffentlichen Bestellung und Vereidigung (Gerichtssachverständige) handelt es sich um sehr hochwertige und wichtige Qualifikation, die mit Prüfungen verbunden sind und entsprechend einige Kompetenzen erfordern.
Studieninhalte | Mindest-ECTS-Punkte | Bemerkungen |
---|---|---|
Thematisch-naturwissenschaftliche Grundlage | 20 | Höhere Mathematik, Technische Mechanik, Bauphysik, Bauchemie, Baustoffkunde, Technisches Darstellen |
Allgemeine fachspezifische Grundlagen des Bauingenieurwesens | 20 | Baukonstruktion/Objektplanung Gebäude, Tragwerkslehreplanung, Bauinformatik/Geoinformatik, Digitales Bauen, Numerische Modellierung, Geotechnik, Geodäsie |
Spezifische Kenntnisse des konstruktiven Ingenieurbaus | 20 | Baustatik, Massivbau, Stahl- und Metallbau, Holzbau, Verbundbau, Glasbau, Kunststoffe, Brückenbau |
Bauingenieur-spezifische Spezialbereiche | keine Mindest-ECTS-Punkte | Wasserwirtschaft, Wasserbau, Siedlungswasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Altlasten, Verkehrsplanung, Öffentliche Verkehrssysteme und Verkehrswege (Straße, Schiene), Straßenwesen |
Vertiefte Kenntnisse des Baumanagements | keine Mindest-ECTS-Punkte | Bauprojektmanagement, Bauprozessmanagement, Baubetriebswirtschaft, Bauplanungsmanagemen |
Weitere allgemeine Grundlagen | keine Mindest-ECTS-Punkte | Baurecht (Planungsrecht, Ordnungsrecht), Zivilrecht (Verträge, Haftung), Bauen im Bestand, Ökologie, Fremdsprachen (Fachwortschatz), Techn. Gebäudeausrüstung |
Gesamte ECTS-Punkte:
Mindestens 135 ECTS-Punkte müssen in Fächern des Bauwesens (1-6) erworben werden. Davon müssen mindestens 110 ECTS-Punkte aus den Studienfächern der Kategorien 1 bis 4 stammen. Aus den Kategorien 1 bis 3 müssen jeweils mindestens 20 ECTS-Punkte erworben werden.
Praktische Tätigkeiten zur Erlangung fachlicher Qualifikationen:
Mindestens 2 Jahre für die Bauvorlageberechtigung, mindestens 3 Jahre für qualifizierte Tragwerksplaner*innen, mindestens 5 Jahre für staatlich anerkannte Sachverständige.
Auch interessant für Absolvent*innen der Studiengänge Versorgungstechnik oder Elektrotechnik ist die Anerkennung als Prüfsachverständige*r.
Dafür sind nach der PrüfVO NRW mindestens fünf Jahre Berufserfahrung im Umgang mit solchen Anlagen erforderlich, für die eine Anerkennung ausgesprochen werden soll.
Als Anlagen im Bereich der Versorgungstechnik sind Lüftungsanlagen einschließlich Druckbelüftungsanlagen, CO-Warnanlagen, natürliche und maschinelle Rauchabzugsanlagen und Feuerlöschanlagen betroffen.
Im Bereich der Elektrotechnik sind Brandmelde- und Alarmierungs-anlagen, Sicherheitsbeleuchtungs- und Sicherheitsstromversorgung-sanlagen sowie elektrische Anlagen betroffen.
Zuständige Stelle für die Qualifizierungen in diesem Abschnitt ist aber nicht die Kammer, sondern die Bezirksregierung Düsseldorf. Diese akzeptiert im Anerkennungsverfahren im Übrigen die Bestätigung der IK-Bau NRW, nach der ein Mitglied berechtigt ist, sich „Ingenieur/Ingenieurin“ zu nennen.