29.09.2023
Die Sanierung der Bestandsgebäude in Deutschland ist eine gewaltige, aber im Hinblick auf Klimaschutz und Ressourcenknappheit notwendige Aufgabe. Mit der Idee des seriellen Sanierens verbindet sich die Hoffnung, diese Aufgabe schneller und kostengünstiger erledigen zu können. So hat es das „Serielle Sanieren“ in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung geschafft und erhält eine Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Danach erhöht sich die Förderung einer Sanierung zum Effizienzhaus 40 oder 55 um 15 Prozent, wenn die Sanierung seriell erfolgt. Doch in der Praxis herrschen noch Zweifel und Skepsis vor: Denn die Förderung wurde eingeführt, obwohl es in Deutschland bisher nur wenige Pilotprojekte zur seriellen Sanierung gibt.
Grund genug, das „Serielle Sanieren“ zum Thema beim bewährten Veranstaltungsformat „Open Space“ in der Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen zu machen. Beim Open Space geht es darum, zunächst die richtigen Fragen zu stellen und diese dann in Kleingruppen zu diskutieren. Die Ergebnisse werden visualisiert und dann in einer gemeinsamen Schlussrunde vorgestellt. Moderator Rolf Schneidereit sorgt dabei dafür, dass sich die Diskussionen stets mit Schwung vorwärts bewegen.
Nach einer kurzen Einführung durch Tobias Wiesenkämper ging es mit dem Format Fish Bowl gleich in medias res. Fish Bowl bedeutet: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammeln sich in einem äußeren Stuhlkreis, und jede und jeder ist dabei aufgerufen, die Diskussion zu eröffnen, Impulse aufzunehmen und die Diskussion mit eigenen Beiträgen zu bereichern. Die Besonderheit der Fish Bowl: Wer reden möchte, begibt sich zu einer hervorgehobenen Stuhlreihe und zeigt so an, dass er am Gespräch aktiv teilnehmen möchte.
So ergab sich aus dieser innovativen Gesprächsform schnell ein thematischer Rahmen für die Gruppenarbeit im eigentlichen Open Space: Von der grundsätzlichen Frage, was konkret „Serielles Sanieren“ bedeutet, über die Frage nach „ersten Projekterfahrungen“ und dem Einsparungspotenzial ergab sich anschließend eine rege Diskussion in Kleingruppen. Dabei zeigte sich schnell der Wert des Austauschs unter Praktikern: Man war sich einig, dass schnelle Fortschritte beim seriellen Sanieren nur durch das konsequente Lernen und Teilen von Wissen erzielt werden könnten. Eine besondere Bedeutung käme dabei erfahrenen und gut kooperierenden Planungsteams zu. Deutlich wurde auch, dass bisherige Projekterfahrungen nicht nur positiv ausgefallen sind. Es habe sich gezeigt, dass serielles Sanieren nur mit einer gewissenhaften Grundlagenermittlung und Voruntersuchung des zu sanierenden Gebäudes funktionieren kann. Hier zu sparen, würde sich im weiteren Verlauf der Sanierung rächen. Auch die Anwendung digitaler Werkzeuge und die Digitalisierung von Prozessen wurden angemahnt. Die digitale Vermessung der Gebäudehülle in 3D könnte dabei ein wichtiger Faktor für die industrielle Vorfertigung von Fassadenelementen sein. Eine Leerstelle war für viele Teilnehmer die Leistungsfähigkeit der Hersteller, und mit dieser offenen Frage wurde zugleich der Auftrag an die Kammer formuliert, Hersteller und Planer zu verbinden und über die Möglichkeiten der Vorfertigung zu informieren.
Das Open Space-Event zur seriellen Sanierung in der Zinkfabrik Oberhausen bot wertvolle Einblicke und Diskussionen. Es verdeutlichte, dass serielles Sanieren ein vielversprechender Ansatz für effiziente Gebäudesanierung in Deutschland ist. Die Bedeutung des Wissensaustauschs und der Erfahrungsteilung unter Praktikern wurde betont, ebenso wie die Rolle digitaler Werkzeuge. Offene Fragen bezüglich der Herstellerleistung wurden aufgeworfen. Insgesamt war die Veranstaltung ein wichtiger Schritt, um den Weg für nachhaltige Bestandsgebäudesanierung in Deutschland zu ebnen.